Sonntag, 6. Februar 2011

Mein drittes und letztes Praktikum

Hallo meine lieben, niemals zuvergessenen Freunde

Nicht zu erzaehlen brauche ich Euch, wie schnell die Zeit rast, denn das habe ich schon oft getan und ein jeder weiss es...
Nach meinen letzten Eintrag ist wieder einmal viel passiert (sicher nicht nur bei mir) und ein wenig wuerde ich gerne an dieser Stelle mit Euch teilen.
Ich habe vor zwei Wochen ein Praktikum bei CRISPEFP begonnen, einer Schule in einem sozialen Brennpunkt Yaoundes (NGousso, Ntem Rail). Sozialer Brennpunkt laesst sich einfach sagen, aber trifft in diesem Fall den Nerv. Eingebetet zwischen zwei Bergen liegt dieses Viertel und traegt seinen Namen auf Grund der Zugstrecke, die es durchquert(Zug in den Norden Kameruns).
Links und rechts, umgeben von vielen Pflanzen, Muell und Wasser findet man dort kleine Holz- und Blechhuetten, in denen die Menschen leben. Mag sich das jetzt anhoeren, als waere diese Bild eine Ausnahme, findet man doch in der Tat viele dieser Viertel, ganz dem Motto: je hoeher gelegen desto reicher die Menschen, denn in den Taelern sammelt sich das Wasser und mit ihm die Moskitos und Krankheiten.
Dort befindet sich CRISPEFP, eine Schule, die sich fuer die Kinder der weniger gut Situierten engagiert, die von vielen vergessen scheinen. So versucht man durch verschiedenste Ausbildungen (Elektronik, Mechanik, Tischlerei, Hauswitschaft, Schneiderei; je 3 Jahre) den Kindern Perspektiven zu geben und durch ein sehr geringes Schulgeld, so vielen wie moeglich, ihr Recht auf Bildung.
Viel Zeit habe ich dort damit verbracht, die Kindern in einen andere Welt zu entfuehren, unsere Kultur und unser Land nahe zu bringen, mit Vorurteile aufzuraeumen oder sie zu beseitigen, Fragen zu beantworten, die man sonst nicht stellen darf . Aber auch ihre Welt durfte ich etwas kennenlernen, habe mir durch Akten und Hausbesuche ein Bild verschaffen und mit wenigen Worten, manchmal allein mit meiner Anwesenheit Hoffnung und Zuversicht schenken koennen.
Nahe war ich an dem, was ich mir fuer meine berufliche Zukunft vorstellen koennte und haette gerne mehr gesehen. Nur macht mir die Zeit nun einen Strich durch die Rechnung und so viele Menschen und Dinge bleiben noch zu sehen, bevor mein Traum vorerst zu Ende gehen wird...






Donnerstag, 13. Januar 2011

Die Zeit scheint Fluegel zu haben

Hallo meine Lieben dort, wo jeder/ jede sich bestimmt gerade schoen warm eingekuschelt hat.
Ich wuensche Euch zu erst noch ein frohes, gesundes, Wuensche erfuellendes Jahr 2011, ein Jahr, das wieder vieles Neues mit sich bringen, viel Kraft und Muehe kosten, hundert schoene Momente uns schenken wird.
Es ist viel Zeit verstrichen, seitdem ich das letzte Mal von mir hab lesen lassen und sicher ist nicht nur bei mir viel passiert. Geburtstage, Weihnachten und Sylvester sind verstrichen, die ein oder andere Schoenheitslinie mit dem Altern hinzugekommen, das ein oder andere Pfuendchen hat fuer laengere Zeit seine Freundschaft verkuendet, der ein oder andere Kater blieb laenger als versprochen. Aber ich hoffe, ihr seid immer noch die Alten, die ich mir ersehne, in die Arme schliessen zu koennen.
Meine Zeit hier vergeht schneller als ich glauben wollte, jeden Tag lerne ich mich und Kamerun wieder etwas besser kennen und begreife, was hinter meinem Traum, Afrika haut nah zu erleben, eigentlich steckt. Und dann weiss ich wieder nichts und taumle umher, umgeben von einer Welt, die mir manchmal so nahe, manchmal so fern scheint.
So verstreichen ein Tag, eine Woche und nun mehr vier Monate und die Zeit scheint Fluegel zu haben.
Aber es geht mir gut und ich durfte viele schoene Momente erleben. Jeden einzelnen wuerde ich gerne teilen, doch bleibt mir nur zu hoffen, ihn niemals zu vergessen.

Meine Reise nach Dschang war wunderschoen und traurig zu gleich. Ich habe gesehen, wie verschieden doch das Leben in Stadt und Dorf ist, was es heissen kann, arm zu sein. Ich konnte helfen und geniessen zu gleich, Mami Water und meine ersten Wasserfall life sehen.
Ich habe dort nochmal ganz andere Eindruecke sammeln koennen, um das Leben hier in Kamerun besser zu verstehen.



Weihnachten war erwartungsgemaess anders und anders schoen. Ohne Kaelte ist es in der Tat schwer sich seine gewohnte Stimmung herbeizurufen, die Sonne haelt einem in ihrer luftige Kleidung Stimmung gefangen und nur die kuenstlichen Tannenbaeume erinnern ein daran, wie Weihnachten sonst ist.
Maria und ich waren abends zum Essen in Familie eingeladen und verbrachten den Tag mit Essensvorbereitungen, etwas entspannen und Geschenke einpacken. Und tatsaechlich war es der Abend mit dem gemeinsamen Essen und die Geschenkeuebergabe mit den leuchtenden Augen der Beschenkten, der bei einen ein wenig gewohnte Weihnachtsstimmung aufkommen liess.

Am Ende des Jahres ging es dann nach Kribi, ans Meer, in meinen ersten Urlaub, in ein anderes Kamerun als das bisherige. Es gab frische Luft, satte Farben, ein Meer, das man nicht mehr verlassen wollte, Kokusnuesse, gebratenen Fisch jeden Tag, keine Arbeit, gedankenlose Spaziergaenge, mehr les blances als waehrend meines ganzen Aufenthaltes hier, braun gelbe Erde, einen Horizont der kein Ende nahm.

Sylvester verbrachten wir in Kribi, am Strand, unter Palmen und afrikanischen Baeumen, auf einer privaten Feier, die man besser nicht haette planen koennen. Klaenge von Tam Tams und Saxophone, die sich mit einheimischen Gesaengen und Taenzen spielerrisch und beeindruckend vermischten. Offenes Feuer, frisch zu bereitetes Essen, Bier und afrikanischer Sangria. Ein unvergesslicher Abend.

Die Weiterreise nach Douala, besuchen einer deutschen Entwicklungshelferin, stundenlanger Austausch im Pool und bei mehreren Flaschen Wein ueber Eindruecke und Erfahrungen und festgesetzte Gedanken.
Dann die Verabschiedung von Maria, dem sich Bewusstwerden ueber das, was man hatte gemeinsam gesehen, erlebt und geschaffen, dem sich gegenseitig Entlassen in eine ungewisse, nicht gemeinsame Zukunft.
Dann die Reise nach Hause und der Rueckkehr in den Alltag.

Ich hoffe, ich konnte Euch ein wenig zeigen, wie meine letzten Wochen hier verstrichen sind und dass, Eure Sorgen nicht zu gross waren.
Leider laeuft es mit dem Internet gerade wirklich schlecht und mein Rechner weigert sich, mit mir zu arbeiten, aber ich denke nach wie vor sehr viel an Euch und versuche mich bald wieder zu melden.

PS 1. Linda, was sind schon Anrufe und Nachrichten wert, der Gedanke zaehlt und in Gedanken war ich bei dir. Alles Gute nachtraeglich.
PS 2. Meine lieben, am 28. Dezember Geborenen. Kein Jahr vergeht, ohne dass ich nicht gerne bei jedem von Euch waere. Ich hoffe, auch Euch hat das Aelterwerden Spass bereitet und das naechste Mal sind wir wieder beisammen.
PS 3. Amila, gross geworden magst du sein und sicher genauso schoen wie deine liebe Mama. Ich wuensche auch dir alles Liebe und Beste dieser Welt nachtraeglich zu deinem 1. Geburtstag.
PS 4. Susa, der Buschfunk funktioniert. Ich gratuliere meiner Kreuzwortraetselexpertin und wuensche dir eine tolle Zeit in Paris.

Ich hoffe, ich habe niemanden vergessen und wenn soll ihm, ihr dieser Abschiedskuss gewidmet sein. Bis ganz bald und danke fuer Eure lieben Nachrichten, die mich erreichen.

Dienstag, 14. Dezember 2010

eine kleine Reise

Morgen beginnen Maria und ich eine kleine 5- Tage- Reise in den Westen Kameruns, nach Dschang. Dort werden wir uns weitere Projekte von Fondation Kana anschauen, das Kleinstadtleben etwas kennenlernen und hoffentlich auch etwas entspannen. Morgen frueh geht es dann wohl mit dem Bus los und ich freue mich schon sehr, vor allem auf die Fahrt. Auf der Strecke sollen Flora und Fauna sich beeindruckend schnell wandeln, dass man von der Vielfalt Kameruns einen kleinen Eindruck erhaelt, dem Regenwald, der Savanne, dem Flachland, den Bergen.
Wie sehr wuerde ich mich ueber einen Fensterplatz freuen, einfach in die Ferne blicken, das Gruen geniessen, ohne viel nachzudenken, entspannen.
Ich freue mich auch auf all die Eindruecke, die Dschang fuer mich bereithaelt, ein schoener Kontrast zu meinem Grossstadtleben in Yaounde. Jetzt muss ich nur noch meine sieben Sachen packen, duschen, solange es noch Wasser gibt und mich dann nur noch in mein Bett kuscheln. Ich hoffe, es geht Euch allen gut und bitte macht Euch, falls Ihr es vorhabt, keine Sorgen. Alles ist bestens organisiert, ein Programm erstellt und liebe Leute dort, die auf uns warten.
Und als kleines Abschiedsgeschenk ein Photo meiner suessen Nuemi (die Tochter von Mama Nathalie). In Babysprache haben wir schon ausgemacht, dass sie mich begleiten wird. Mal schauen, was Mama dazu sagt. Lasst es Euch gut gehen. Ich bin in Gedanken bei Euch, nur schaffe ich es ueberhaupt nicht mehr, die Mails zu beantworten. Bis ganz bald
Sella

Sonntag, 12. Dezember 2010

Eine nette Abwechslung

Unvorstellbar scheint mir gerade, das bei Euch nun der Winter wirklich Einzug haelt und ganz bald wieder die Glocken vom Schlitten des Weihnachtsmanns und seinem Gefaehrten Rudolf ertoenen werden. Hier, wo gerade der Hochsommer begonnen hat, die Fruechte in Windeseile reifen und man nicht mehr als einen Hauch von Nichts tragen mag, kommt trotz der nett gemeineten aber stellenweise viel zu kitschigen Dekoration kaum Weihnachtstimmung auf, zumindest bei mir. Aber ich versuche mich daran zu erinnern, wie es damals war und erinnere mich an warm geheizte, mit Liebe geschmueckte Zimmer, dem Duft nach leckerem Essen und diese Heimlichkeiten. Ich wuensche Euch einfach eine tolle Zeit, einen tollen dritten Advent.
Ich denke an Euch

Sella

Adieu

Mittwoch war einer dieser Tage, die man lieber nicht erleben, aber doch durchleben muss.
Ich erwachte aus einem Streit, den ich im Traum mit Franzi gefuehrt hatte, einem Streit, wie ihn nur zwei Sturkoepfe fuehren koennen und ich waere so gerne wieder eingeschlafen, um den Streit zu beenden. Doch dann folgte ein Anruf von Sorel. Sie musste mir mitteilen, dass eines der Kinder, welches im Centre lebte,  seiner Krankheit erlegen war. Mit der Ungewissheit darueber, um welche Kind es sich drehte, kannte ich doch alle, nur nicht alle Namen, fuhr ich am Morgen durch die Stadt, schweigend, ohne Worte, die bunte Welt draussen ploetzlich ganz grau wahrnehmend. Als ich an kam, blickte ich in leere Gesichter von Mama Beatrice und Sorel, war doch jedes der Kinder fuer sie wie das eigene. Dann die Gewissheit, dass es keines meiner Kinder war, aber ein Kind, dem ich ueber Wochen hinweg die Hand geschuettelt habe und noch Tage zuvor in seiner trauten Umgebung hab feiern sehn (la journee des handicapees, 3. Dezember).
Man hatte eine Krankheit unterschaetzt, die der Junge, hager wie es das Auge kaum ertraegt, durchlebt hatte und all die Medikamente schlugen nicht mehr an. Eine sehr ernuchternde Bilanz fuer ein viel zu kurzes Lebens, was bereits durch viele Taeler gehen musste.
Unglaublicher wird dies doch noch in einem Rahmen einer Institution, die staatlich gefoerdert doch einen sicheren Rahmen schaffen sollte. Aber nein. Gezeichnet vom Desinteresse des Gros der Gesellschaft, Verschweigen durch die Regierung und fehlender stabiler Foerderung ringt auch eine grosse Einrichtung wie le centre um jeden CFA fuer die Handicapees.
Mag man deshalb aufgeben, nein, vielmehr genau deswegen weitermachen. Tage danach ist die Trauer dem Wunsch weiterzumachen gewichen, das Tal ueberwunden, der Aufstieg begonnen. Weitermachen faellt leichter, wenn man seinen Gefuehlen freien Lauf laesst, sie zu und vergehen laesst.