Dienstag, 14. Dezember 2010

eine kleine Reise

Morgen beginnen Maria und ich eine kleine 5- Tage- Reise in den Westen Kameruns, nach Dschang. Dort werden wir uns weitere Projekte von Fondation Kana anschauen, das Kleinstadtleben etwas kennenlernen und hoffentlich auch etwas entspannen. Morgen frueh geht es dann wohl mit dem Bus los und ich freue mich schon sehr, vor allem auf die Fahrt. Auf der Strecke sollen Flora und Fauna sich beeindruckend schnell wandeln, dass man von der Vielfalt Kameruns einen kleinen Eindruck erhaelt, dem Regenwald, der Savanne, dem Flachland, den Bergen.
Wie sehr wuerde ich mich ueber einen Fensterplatz freuen, einfach in die Ferne blicken, das Gruen geniessen, ohne viel nachzudenken, entspannen.
Ich freue mich auch auf all die Eindruecke, die Dschang fuer mich bereithaelt, ein schoener Kontrast zu meinem Grossstadtleben in Yaounde. Jetzt muss ich nur noch meine sieben Sachen packen, duschen, solange es noch Wasser gibt und mich dann nur noch in mein Bett kuscheln. Ich hoffe, es geht Euch allen gut und bitte macht Euch, falls Ihr es vorhabt, keine Sorgen. Alles ist bestens organisiert, ein Programm erstellt und liebe Leute dort, die auf uns warten.
Und als kleines Abschiedsgeschenk ein Photo meiner suessen Nuemi (die Tochter von Mama Nathalie). In Babysprache haben wir schon ausgemacht, dass sie mich begleiten wird. Mal schauen, was Mama dazu sagt. Lasst es Euch gut gehen. Ich bin in Gedanken bei Euch, nur schaffe ich es ueberhaupt nicht mehr, die Mails zu beantworten. Bis ganz bald
Sella

Sonntag, 12. Dezember 2010

Eine nette Abwechslung

Unvorstellbar scheint mir gerade, das bei Euch nun der Winter wirklich Einzug haelt und ganz bald wieder die Glocken vom Schlitten des Weihnachtsmanns und seinem Gefaehrten Rudolf ertoenen werden. Hier, wo gerade der Hochsommer begonnen hat, die Fruechte in Windeseile reifen und man nicht mehr als einen Hauch von Nichts tragen mag, kommt trotz der nett gemeineten aber stellenweise viel zu kitschigen Dekoration kaum Weihnachtstimmung auf, zumindest bei mir. Aber ich versuche mich daran zu erinnern, wie es damals war und erinnere mich an warm geheizte, mit Liebe geschmueckte Zimmer, dem Duft nach leckerem Essen und diese Heimlichkeiten. Ich wuensche Euch einfach eine tolle Zeit, einen tollen dritten Advent.
Ich denke an Euch

Sella

Adieu

Mittwoch war einer dieser Tage, die man lieber nicht erleben, aber doch durchleben muss.
Ich erwachte aus einem Streit, den ich im Traum mit Franzi gefuehrt hatte, einem Streit, wie ihn nur zwei Sturkoepfe fuehren koennen und ich waere so gerne wieder eingeschlafen, um den Streit zu beenden. Doch dann folgte ein Anruf von Sorel. Sie musste mir mitteilen, dass eines der Kinder, welches im Centre lebte,  seiner Krankheit erlegen war. Mit der Ungewissheit darueber, um welche Kind es sich drehte, kannte ich doch alle, nur nicht alle Namen, fuhr ich am Morgen durch die Stadt, schweigend, ohne Worte, die bunte Welt draussen ploetzlich ganz grau wahrnehmend. Als ich an kam, blickte ich in leere Gesichter von Mama Beatrice und Sorel, war doch jedes der Kinder fuer sie wie das eigene. Dann die Gewissheit, dass es keines meiner Kinder war, aber ein Kind, dem ich ueber Wochen hinweg die Hand geschuettelt habe und noch Tage zuvor in seiner trauten Umgebung hab feiern sehn (la journee des handicapees, 3. Dezember).
Man hatte eine Krankheit unterschaetzt, die der Junge, hager wie es das Auge kaum ertraegt, durchlebt hatte und all die Medikamente schlugen nicht mehr an. Eine sehr ernuchternde Bilanz fuer ein viel zu kurzes Lebens, was bereits durch viele Taeler gehen musste.
Unglaublicher wird dies doch noch in einem Rahmen einer Institution, die staatlich gefoerdert doch einen sicheren Rahmen schaffen sollte. Aber nein. Gezeichnet vom Desinteresse des Gros der Gesellschaft, Verschweigen durch die Regierung und fehlender stabiler Foerderung ringt auch eine grosse Einrichtung wie le centre um jeden CFA fuer die Handicapees.
Mag man deshalb aufgeben, nein, vielmehr genau deswegen weitermachen. Tage danach ist die Trauer dem Wunsch weiterzumachen gewichen, das Tal ueberwunden, der Aufstieg begonnen. Weitermachen faellt leichter, wenn man seinen Gefuehlen freien Lauf laesst, sie zu und vergehen laesst.

Le centre ade

Wenn ich jetzt mit ein paar Tagen Abstand an mein zweites Praktikum zurueckdenke, sehe ich vor allem diese suessen Kinder vor mir, die trotz ihres harten Schicksals kein Bisschen an Lebensfreude verloren haben, sich ueber jede kleine Aufmerksamkeit, jedes Bisschen Zeit so sehr freuen und einen mit ihrem Laecheln anstecken. Ich sehe aber auch, wie hart und ermuedend diese Arbeit fuer alle ist, besonders fuer die beiden Betreuerinnen Maman Beatrice und Sorel, die ohne Pause Tag eine, Tag aus fuer diese Kinder ihr Bestes tun. Oft ohne die noetige Anerkennung ihrer Arbeit, ohne die noetige Ausbildung und ohne jegliche Hilfsmittel, versuchen die zwei, den Kindern das Leben so leicht wie moeglich zu machen, um am Ende des Tages erschoepft ins Bett zu fallen. Mich beeindruckt vor allem ihre Kraft und Staerke, mit der sie alles meistern, ohne sich gross zu beschweren (am wen sollte die Beschwerde auch gehen). Deshalb moechte ich Euch gerne die beiden vorstellen, zwei starke Frauen, die ich waehrend ihrer Arbeit begleiten durfte.

Das ist Maman Beatrice, eine richtige Maman die mit viel Liebe und etwas Haerte das Beste fuer ihre Kinder versucht. Sie ist 55 Jahre alt und schon seit 5 Jahren in der Einrichtung. Maman uebernimmt viele von den koerperlichen Aufgaben, wickelt und fuettert die Kinder und bereitet zusammen mit Sorel das Essen fuer 16 Personen zu. Jeden Tag geht es dafuer auf den Markt und immer wieder geht dem vorweg das Bitten um die woechentliche Ration an Geld, an Geld, das viel zu schnell wieder verschwunden ist. Maman Beatrice, eine Frau, die die Zaehne zusammenbeissen kann und ihr Herz fuer alle offen haelt.

Das ist Sorel, die zweite Berteuerin der Abandonnes. Sie ist die linke Hand von Maman Beatrice und zusammen bilden sie ein gutes Team, das, entsprechend seines Koennens, die Aufgaben meistert. Auch lebt sie mit ihrer kleinen Tochter mit in der Einrichtung.
Sorel ist 24 Jahre alt und hat in meinen Augen schon viel mehr gesehen und erlebt, als es manchmal gut ist. Trotz allem ist sie eine tolle, taffe und huebsche Frau.



Am liebsten wuerde ich Euch jetzt die kleinen Sproesslinge der beiden zeigen, aber mein Verstand wehrt sich gegen das Veroeffentlichen dieser Bilder. So dass ihr Euch noch ein wenig gedulden muesst.
Mich haben die Kinder sehr schnell in ihr Herz geschlossen und manchmal, wenn ich morgens ihr Zimmer betrat, mich mit Freudenschreien begruesst. Mir fehlen sie schon sehr und wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum ich bereits zweimal dort zu Besuch war und es immer mal wieder tun werde, bis es wirklich heisst, Abschied zunehmen, vielleicht ertsmal, auf jeden Fall fuer lange Zeit.

Mittwoch, 8. Dezember 2010

Was macht die Steffi nur ohne Euch?

In erster Linie arbeitet ich sehr viel. Momentan und fuer den Rest des Jahres bin ich im Buero von Fondation Kana und helfe beim Gestalten der Internetseite, beim Texten und Uebersetzen und all den anderen Dingen mit. Die Wochenenden sind dann auch meist verplant mit Besuchen, kleinen Reisen oder einfach nur Entspannen. So haben wir letzten Samstag anlaesslich la journee internationale du volontariat eine kleine Feier veranstaltet, um allen Mitgliedern der Fondation Kana zu danken und ein wenig beisammen zu sein. So ist auch dieses lustige Foto mit Maria und Maeva entstanden. Manchmal einfach etwas doof tun, tut gut.
Achja und Kickern...
... soviel davon erinnert mich an Berlin, lange Naechte in den Kneipen, ein Bier folgt einer Zigarette oder andersherum, ueberstroemender Eifer, der Wunsch zu siegen.
Es war wirklich witzig, mitten in Yaoounde ploetzlich dieses Heimatgefuehl zu haben und auch wenn hier das Spielen einem ein wenig mehr Kraft abverlangt, bleibt der Spass enorm gross. Hier seht ihr Maria und William beim ersten Match in Yaounde.
Und an einem Wochenende ging es mit Papa Albert und Mama Nathalie nach Bandjoun, Papas Heimatdorf im Westen Kameruns. Nach einer Trauerfeier zu Ehren eines verstorbenen Freundes haben wir uns noch le village angeschaut. Und zu jedem grossen Dorf gehoert ein Chefferie, ein riesiges Gelaende, wo das Dorfoberhaupt lebt. Mit ihm alle seine Frauen und Kinder und das ueber Generationen hinweg. Nie zu vor haette ich mir ausmalen koennen, wie schoen und beeindruckend zu gleich eine solche chefferie sein kann.

Das Hauptgebaeude der Chefferie wird in der Regel fuer interne, dorfeigene Gerichtsverfahren genutzt, zu denen alle Stammesoberhaeupter eingeladen werden und ueber den weiteren Verlauf des Falles diskutieren.
Die wunderschoenen Schnitzerein zeigen das Leben im Dorf, seine Hierarchie, Zustaendigkeiten und Kultur. Holz, dieser wunderbare Werkstoff (lieben Gruss Gerd).
All das war so impulsant und beeindruckend zugleich, dass ich einfach nur sprachlos alles anschauen und geniessen konnte.

Wie ihr sehen koennt, geht es mir nach wie vor gut hier und ich entschuldige mich fuer jede Sorgenfalte, die vielleicht jetzt fuer immer auf Eurer Stirn weilt. Ich denke immer noch sehr viel an Euch und auch wenn es mir schwerfaellt, wahrzunehmen, dass die Weihnachtszeit nun begonnen hat, wuensche ich Euch eine sehr besinnliche und harmonische. Eure Steffi


Montag, 15. November 2010

Nun wurde es doch kein Afro

Lange habe ich mir Zeit gelassen, gegrübelt, geschaut und doch wieder verworfen. Aber am Samstag haben wir, dass heißt Maria, Nanou, Bibi und ich bei einem Gläschen Wein und guter Musik meine Haare geflochten. In Windeseile, in 3 Stunden fertig.

Und angenehm weht mir nun der Wind durchs Haar, spürbar an jeder noch so kleinen Stelle meines zugegeben eher klein ausfallenden Kopfes.
But... I am not my hair...


Wie mag ich diesen Platz. Habe ich mich doch immer
in jeder meiner schönen Wohnungen nach einem Balkon gesehnt. Und nun habe ich eine ganze Terasse, in Afrika. Wie witzig einen das Leben doch manchmal mitspielt.
Jeden Abend sitze ich nun dort, komme etwas zur Ruhe und lasse meine Gedanken kreisen, kreisen, kreisen.

Es geht mir gut und das möchte ich Euch sagen

Wie weit reicht deine Phantasie?

Bist du je in einen Taxi gefahren und brauchtest einen Regenschirm, um dich vor dem eindringenden Regen zu schützen? Nein? Wir schon. Denn wenn es in der Saison de pluie (Regen) in Yaounde regnet, regnet es richtig. Sturzbäche, Wasserströme auf den Straßen, kein Flicken hält mehr dicht.
Alles scheint hier möglich, auf dem Weg zu einer Geburtstagsfeier.
Zu sehen von links:
Stephane- Mitglied/ Animateur der Fondation Kana
Steffi- immigrierte Kamerunerin
Anita- das Geburtstagskind und Schwester von Stephane
Maria- der Schlaumeier

Die Zeit verrinnt

Ach wüsste ich doch, wo ich am besten anfangen sollte, Euch über meine letzten Wochen zu berichten.
Ein jeder Tag war für mich wie in einer Achterbahn.
Alles zieht in Windeseile an einem vorbei. Kein Moment bleibt, um alles wirklich greifen zu können. Jedes Gefühl wird im Nun von einen neuen abgelöst. Und am Ende bleiben nur kleine Hinterlassenschaften dieser Gefühle, die sich durch ihre Vielzahl nicht mehr in ihrer Intensität nachvollziehen lassen, aber einen Eindruck erschaffen. So war fast ein jeder Tag ähnlich einer Berg- und Talfahrt, die manchmal im Tal, manchmal am Gipfel begann.
Hier ein kleiner Ausschnitt von meinen Gefühlen, die sich viel besser fühlen als beschreiben lassen.
Ich bin so glücklich... weil ich hier sein darf.
Ich bin so gerührt... wenn mich die Kinder im Centre mit einem herzraubenden Lächeln begrüßen.
Ich bin so irritiert... von dieser anderen Welt, der meinigen, die ich immer noch nicht greifen kann..
Ich bin so sehnsüchtig... wenn ich an eine, meine Familie und Freunde denke.
Ich bin so hilflos... wenn ich die Armut erblicke.
Ich bin so ratlos... wenn man mich um Ratschläge bittet.
Ich bin so sprachlos... wenn ich diese wunderschönen warmen Farben sehe.
Ich bin so müde... wenn der Tag mir nur 24 Stunden schenkt.
Ich bin so traurig... wenn die Realität sich nicht mehr beschönigen lässt.
Ich bin so eingeengt... wenn man in mir die Rettung sieht.
Ich bin so dankbar... für jede kleine Geste, jedes Lächeln, jedes Winken.
Ich bin so erschrocken... wenn ich wieder einmal mehr Aufmerksamkeit bekomme, als mir zusteht.
Ich bin so neugierig... und finde keine Fragen und Antworten.
Ich bin so vorsichtig... wenn ich etwas nicht kenne.
Ich bin so Gedankenverhangen... ohne zu denken.
Ich bin so fröhlich... diese Menschen hier gefunden zu haben.
Ich bin so lebendig.

Ich habe Euch lieb

Freitag, 5. November 2010

In weiter Ferne

Es gibt manchmal diese Momente, Momente in denen ich jeden einzelnen Kilometer, der zwischen Euch und mir liegt, spüre und wünschte, ich könnte in Windeseile für einen klitze kleinen Moment Euch sehen, bei Euch sein. Und so ein Moment ist gerade. Ich sehe Bilder von all den tollen Menschen vor mir, die dort in weiter Ferne auf mich warten und auch hin und wieder an mich denken müssen.
Ich vermisse Euch, auch wenn ich gerade einen Traum war werden lasse und denke viel öfter an Euch, als man schreiben mag. Was sind schon Worte.
Ich freue mich manchmal schon jetzt auf Eure lieben Gesichter, Eure Stimmen und Nähe. Aber ein wenig werden wir uns alle noch gedulden müssen. Bis dahin wird es wohl noch einige dieser Momente geben.
Hab Euch lieb

PS. Ihr Drei dort auf dem Photo: ich bin in Gedanken bei und lache mit Euch. Habt ein tolles Wochenende.
PS. Miguel, meine großer Schatz, Tante ZZt vermisst Dich ganz doll.
PS. Gitti, ich schreibe Dir ganz ganz bald, versprochen.

Donnerstag, 4. November 2010

Zwei deutsche Jungrfrauen in Yaounde

Das ist nun Maria, meine neue Mitbewohnerin und Verstärkung aus Deutschland und zugegeben auch ein wenig der Grund für meine Vernachlässigung (neben dem unbeständigen Internet zur Zeit).
Maria ist Studentin der Anthropologie an der Uni München. Sie ist gerade dabei, Material für ihre Dissertation zum Thema "der Hype um Braingain"  zu sammeln. Dafür beobachtet sie nun die Mitglieder von Fondation Kana und weitere Organisation, um greifen zu können, wie Migranten sich in ihren Herkunftsländern engagieren. Wie ich finde, ein sehr spannendes Thema.
Und so kam es, dass wir nun fast jeden Abend gemeinsam auf der Terrasse gesessen und bis in die Nacht geschnattert haben. Auch die Arbeit hier hat nun wirklich begonnen und das Projekt "soleil a l'ecole" (Sensibilisierung von Schüler für erneuerbare Energien und ein stärkeres Umweltbewußtsein) ist gestartet. So fahre ich nun nach dem Praktikum ins Büro, arbeitet noch mit Maria und den anderen und dann geht es meist erst gegen um 8/9 nach Hause. Aber neben der ganzen Arbeit genießen wir beide gerade auch, noch etwas am Abend reden zu können, reden über die Eindrücke des Tages, was wir noch alles erleben, sehen und wissen möchten und reden über die gemeinen Afrikaner (Hallo Susa).
Maria ist nun einenhalb Wochen da und es verblüfft uns beide, wie schnell wir uns an einander gewöhnt haben und wie ähnlich wir uns sind. Als auch im Sternzeichen Jungfrau Geborene hat die Chemie zwischen Maria und mir gleich gestimmt. So haben wir schon viel lachen aber auch diskutieren können und in Windeseile ist die Zeit vergangen.

Seid mir also nicht böse, aber auch der afrikanische Tag hat nur 24 Stunden.

Donnerstag, 28. Oktober 2010

alle Sorgen um sonst

Hallo meine Lieben,

falls Ihr euch schon Sorgen machen solltet, warum ich so lange nichts von mir geschrieben habe, kann ich Euch hiermit beruhigen. Denn alles ist in bester Ordnung, nur dass ich zur Zeit echt viel arbeite und unterwegs bin. Am Abend sehnt es mir dann nur noch nach etwas Quatschen mit Maria und meinen Bett. Ja, ich bin nun nicht mehr alleine hier, sondern habe tatkräftige Unterstützung aus Deutschland bekommen. Aber dazu schreibe ich Euch dann am Wochenende mehr, das sicher etwas entspannter verlaufen wird.
Ich hoffe also, es geht Euch allen gut und melde mich ganz bald mit neuen Geschichten und Berichen zurück.

Eure Sella

Sonntag, 24. Oktober 2010

mon premiere voyage

Gestern war es nun soweit, meine erste Reise in Kamerun. Und es sollte mit William und ein paar Freunden nach Bafia gehen, einer größeren Stadt im Umkreis von Yaounde (etwa 1,5 Stunden Fahrt).
Mit etwas Verspätung starteten wir zu 6 im Auto, aber wie ich Euch schon berichtet habe, ist das keine Seltenheit hier, vor allem nicht, wenn es auf Reisen geht.
Nachdem wir den Stadtrand von Yaounde erreicht und 500 Francs (655 F entspricht 1 Euro) für die ländliche Straße bezahlt hatten, konnte ich nun endlich sehen, wie grün und schön tatsächlich Kameruns Südwesten ist. Da war er nun, der Regenwald in voller Fülle und Pracht, undurchdringbar, unberührt und beeindruckend schön. Ich konnte mich gar nicht satt sehen und sprach kaum ein Wort auf der Fahrt. Unendliche Weite, Hügel, dann wider Ebene, vereinzelnd Lehmhütten und kleine Verkaufsstände am Straßenrand, riesige Bäume und dieses satte Grün, was uns im Frühjahr, nach einen langen Winter wie Balsam für die Augen erscheint. Stille. Und dann Bafia, nein rechts abbiegen in ein kleines Dorf. Zu Besuch auf einer Feier zum Todestages von Grand- Grand- Mere. Die Ältesten des Dorfes, die Generationen der Familie nebeneinander aufgereiht und wieder diese Gastfreundlichkeit. Einen Moment verweilen, unlehnbar etwas mitzuessen. Dann weiter in ein noch weiter abgeschiedeneres Dorf. Die Straße endete irgendwo und wir fahren weiter auf einen kleinen Weg, nur etwas breiter als ein Bus. Und dann ganz viele Menschen auf einmal, der letzte Tag einer dreiwöchigen Hochzeitfeier. Da wir viel zu spät ankamen, habe ich die Braut leider nicht mehr sehen können und auch so war es schwer zu sagen, wer zu wem gehöre, denn das ganze Dorf schien eingeladen. Man hört überall Menschen lachen, sich unterhalten. So gab es wieder etwas zu essen und Bier für alle, von dem einige offensichtlich schon einige getrunken hatten. Aber auf welcher Feier gibt es sie nicht, die angeheiterten, lustigen Männer oder Frauen, die plötzlich so glücklich sind, dass man gekommen ist und mit einem reden als wäre da nichts als unendliches Vertrauen nach tausenden von Jahren der Freundschaft. Irgendwann sehnte es mir nach einem kleinen Spaziergang und so machte ich mich auf, in Begleitung ein junger Mann, der mein Verlangen nach Bewegung teilte und mir ein wenig von seinem Dorf zeigte.
Davon ein kurzer Eindruck:

Ich sage Euch, kein Foto kann etwas so schön zeigen, wie es deinem Auge eröffnet wird. Und leider kann ich so schwer erklären, wie wunderbar und frisch es dort gerochen hat. Keine Abgase von Autos, die seit Jahrzehnten dem Schrottplatz gehören sollten, keine Lärm, nur Natur weit und breit und kleine Wege, die daran erinnern, dass es dort Menschen gibt. Die Sonne viel stärker und unerbittlich. Ich war und bin noch immer beeindruckt, wenn ich hier schreibe und möchte noch viel mehr davon.
Vor Sonnenaufgang machten wir uns dann auf den Rückweg. Leider hatte man sich um mich Sorgen gemacht, war ich doch ohne Bescheid zu sagen, zum Spazieren aufgebrochen und dies nicht gerade die beste Idee für eine weiße, fremde Frau, die keiner kennt und die selbst zum ersten Mal dort ist. Nach einer kleinen Standpauke verabschiedete man sich, um rechtzeitig auf der Straße anzukommen.
Am Straßenrand noch ein paar leckere Früchte und Gemüse einzukaufen, denn verständlicher Weise ist auf dem Dorf vieles sehr viel billiger als in der Hauptstadt. Und dann wieder Straße, links und rechts Regenwald bei untergehender Sonne. Ich brauche Euch sicher nicht erklären, was für eine Augenweide das war. Zu Hause angekommen, traf mich die Müdigkeit und der sehnliche Wunsch nach liegen und träumen, träumen von dem aufregenden Tag und meine erste Reise.

Donnerstag, 21. Oktober 2010

meine Spitznamen

Ich dachte immer ich hätte schon jede Menge Spitznamen, auch wenn mir bisher keiner so richtig doll zugesagt hat, aber wer kann das schon über seinen behaupten, meist bring die Gewohnheit doch die Akzeptanz mit sich, nicht wahr.
Bisher:
Werner, Stoffi, Stoffka, Gwen, ZZZt, Peffi, Kleene, große Kleine, Mama Steffi und sicher noch einige mehr, die mir gerade entfallen sind...
Aber nun sind hier ein paar mehr dazu gekommen:
  •  maman: so nennt mich Grand- mere
  • tata Steffi: so nennen mich hier die Kinder des Hauses, das heißt so viel wie Tantchen
  • ma fille: nennen mich die lieben älteren Frauen, wenn man ein bißchen schnattert oder ihnen sonst irgendwie Respekt erweist
  • ma cherie: ja so heiße ich manchmal auf dem Markt oder wenn ich die Straße entlang spaziere
  • la blanche: heute haben mich neugierige Kinder so genannt als ich am Straßenrand im Auto saß. Sie hielten an, wünschen einen schönen Abend und haben danach mir hinterher gewunken.
  • Steffi: die, die mich schon kennen oder denen ich meinen Namen verraten habe, rufen mich so.

Hatte da heute auch ein witziges Erlebnis auf dem Motorrad: Ein Junge rief mir "la blanche" hinterher, ein anderer korrigierte ihn und sagte "non, c'est Steffi. Er wohnt in der Straße zu meinem Haus und ich glaube, es hat sich schon etwas rumgesprochen, wer ich bin. Das fand ich sehr angenehm und musste schmunzeln.
Es ist tatsächlich, wie ich gesagt habe, man gewöhnt sich doch immer an alles.

Dienstag, 19. Oktober 2010

mon deuxieme stage

Nun habe ich zwei Tag in meiner neuen Praktikumsstelle "le centre" hinter mir und kann ein wenig berichten.
Dort leben vor allem beeinträchtigte oder verwaiste Menschen (jeglichen Alters), meist aus Kamerun, und finden nicht nur Anklang und ebenfalls Betroffene, sonder auch Menschen, die ihnen mit dem nötigem Respekt entgegen treten.
Die letzten zwei Tage habe ich nun mit den "Abandonnes" verbracht, den Kindern und Jugendlichen, die auf Grund ihrer Beeinträchtigung von ihren Ursprungsfamilien verlassen wurden. Die eine Gruppe besteht aus 10 Kindern, die teilweise mehrfach beeinträchtigt sind, oft körperlich und geistig. Viele von ihnen sind sehr pflegebedürftig und auf fremde Hilfe angewiesen, andere können die dort ansässige Schule besuchen und ein wenig einen Alltag wie viele andere leben.
Die Wohnhäuser sind in Mehrbettzimmer aufgeteilt, wo ungefähr Gleichaltrige sich einen Raum für sich schaffen. Bei den Kinder und Jugendlichen gibt es, wie ich sagen würde, Hausmütter, die offensichtlich 24 Stunden des Tages dort verbringen und sich um die Kleinsten kümmern, ebenfalls um Essen, Sauberkeit/ Hygiene, Wäsche und Betreuung. Also ein Fulltimejob.
In meiner Gruppe wohnen eine Mama und ihre Tochter, die leicht gehbeinträchtigt ist.Zusammen bewältigen sie die Aufgaben seit nunmehr sechs Jahren.
Am ersten Tag war ich ganz schön erschlagen von den Eindrücken, die dort auf mich warteten. Viele Kinder, schwer vom Schicksal getroffen, verstoßen. Dann die Ergotherapie, noch mehr kleine bis Kleinstkinder, die bei der ihnen so hilfreichen und notwendigen Therapie bitterlich weinten. Da musste ich wieder ganz schön kämpfen, mit mir und den Tränen.
Aber heute ging es schon besser und ich versuche, einfach etwas zu da zu sein, zu helfen, wo ich kann und zu beobachten. Und die Kinder sind sehr dankbar dafür.
Und wenn ich dann einen Augenblick für mich brauche, gehe ich einfach ums Eck und schaue mir die Berge an, die von hier aus so atemberaubend sind.


Sonntag, 17. Oktober 2010

Madame Rosette

Heute war ich zu Besuch bei einer der Lehrerinnen vom Promhandicam, Madame Rosette. Mit ihr hatte ich die meiste Zeit verbracht und mich sehr gut verstanden, so dass ich ihre Einladung gerne angenommen hatte.
Ich hatte mich sehr auf das Treffen gefreut und darauf, das Leben von Rosette und ihrer kleinen Familie etwas kennenzulernen. So traf ich gegen 15 Uhr bei ihr ein, mit im Gepäck Kekse für die Kleinen und Limonade für die Großen. Üblicherweise, so habe ich mir sagen lassen, bringt man zu Einladungen eine Kleinigkeit für die Gastgeberin mit, ähnlich wie bei uns, nur das mein sonst eher üblicher Strauß Blumen etwas Pragmatischem wich.
Dann hatte ich die Möglichkeit, auch mal in andere Lebensumstände Einblick zu erhalten. Denn Rosette ist alleinerziehende, arbeitende Mama der kleinen 8 Monate alten Annis. Der Papa besucht und pflegt zwar den Kontakt zu beiden, aber Rosette und er sind nicht mehr zusammen und sie bestreitet den Lebensunterhalt allein von ihrem Gehalt. Trotzdem wurde ich wie so oft mit offenen Armen empfangen und reichlich verköstigt. Es gab so gar mein derzeitiges Lieblingsessen- le riz avec sauce des arachide et bouilli/ Reis mit Erdnusssoße und gekochtem Rindfleisch. Meine Güte, war das wieder lecker. Und dazu ein Amstel (kamerunisches Bier). Nach dem Essen haben wir es uns dann draußen gemütlich gemacht und geschnattert, ein wenig über Deutschland, Afrika, die Unterschiede beider Kulturen und Länder, die Probleme und Männer. Und irgendwann bin ich aufgebrochen, um vor Sonnenuntergang wieder zu Hause zu sein.
Also ein Sonntag, wie er sein sollte: Ruhe/ Entspannung, gutes Essen und nette Gespräche... diesmal in Afrika.



Das ist Rosette, ihre Nachbarin im Hintergrund und die Kinder der Nachbarin (insgesamt 6 Mädchen, kein Junge) und Annis auf ihrem Arm






Das Haus von Rosette bzw, dort wo der blaue Eimer steht ist der Eingang zu ihrer Wohnung, eine Zwei- Raum- Wohnung mit ich schätze insgesamt 20 m². Klein aber fein.
Das ist der Ausblick auf einen Teil von Yaounde. Häuser über Häuser, Hütten über Hütten, umgeben von den 7 Bergen von Yaounde.
Zufall oder Schicksal, dass ich aus Rostock komme, der Stadt der 7 Tore, Kirchen, Türme...



Das sind die ältesten der 6 Mädels und auch sie packen schon fleißig mit an. Gleich geht es zum Wasserholen, denn bald wird das Abendbrot vorbereitet und alle Familienmitglieder wollen gewaschen und geputzt werden. Die größere von beiden im Hintergrund ist gerade 8 Jahre und hat schon ganz schön Muckis.



Und hat man keinen 1000 Liter Kanister wie Mama und Papa, braucht man Eimer, ganz viele und leere Flaschen für das Trinkwasser.

Samstag, 16. Oktober 2010

Basketball in Yaounde

Heute war ich ein Spiel im Palais du Sport in Yaounde. Denn diese Woche treffen sich dort die Besten aus der 4. Zone , um gegen einander zu spielen. So war ich mit  Stephane zusammen das Spiel Kamerun gegen Gabun (weiß/blau vs. grün/gelb) anzuschauen. Und es war sehr aufregend.
Erst einmal haben wir zwei Stunden gewartet, das Spiel sollte um 15.30 beginnen. Aber erst um 17.30 traf der Minister du Sport ein, auf den nun alle Spieler, Verantwortlichen und Zuschauer geduldig gewartet haben. Nach der Begrüßung, oder eher dem Empfang mit riesen Tamtam, begann dann doch alles. Ich habe dann ein Spiel beobachtet, was mich an einigen Stellen an die NBA erinnern ließ, an anderen eher an die Oberliga der Herrn. Leider hat Kamerun verloren, knapp, aber selbst verschuldet. Denn wie sagt man so schön "offense wins games, defense wins championships" und wieder einmal sollte es so sein. Mit vielen Fehlpässen, übereilten Aktionen und ohne Rebounds wurde es sehr schwer für das kamerunische Team.
Aber es gab durchaus viele Highlights und Dinge, die bei uns Deutschen anders sind. So hat eine Marschkapelle und eine traditionelle Sambagruppe abwechselnd das Spiel begleitet, kurz vor Ende gab es dann einen Stromausfall und die ganze Halle war finster und ein zwei Stunden verspäteter Anpfiff hätte in good old Germany sicher viele zum Gehen und Nörgeln bewegt.
Aber ich sage ja immer wieder, hier ist so vieles anders und anders schön. Nun noch ein paar Bilder und beim nächsten Mal hoffentlich ein Video von der Sambatruppe... man konnten die ihre Hüften schwingen...




Das linke Team ist das kamerunische, das rechte entsprechend das gaboische.
Bin natürlich wieder ein wenig aufgefallen, denn neben den Asiaten, die die Halle erbaut haben, war ich die einzige Nicht- Schwarzafrikanerin. Aber diesmal gabs dafür eine Einladung und eine Telefonnummer. Hatte wirklich viel Spaß heute.

Drücke Euch

Donnerstag, 14. Oktober 2010

Rhythmus im Blut

"This is Afrika"
Es ist wirklich war, der Rhythmus liegt ihnen im Blut.
Davon konnte ich mich nicht nur im Alltag sonder auch auf Arbeit und überall sonst überzeugen. Musik spielt hier eine sehr große Rolle.
Jeden Morgen um halb acht erklingten die schönen Stimmen der Schulkinder einer Grundschule nicht weit von meinem Haus. Und auch bei Promhandicam wurde zu Beginn und zum Ende des Schultages immer gesungen. Das lässt einen den Morgen ganz anders wahrnehmen und mit einem Schmunzeln auf den Lippen beginnt der Tag. Ebenso findet man oft vor den kleinen Läden am Straßenrand große Boxen, die laut Musik spielen, und hin und wieder tanzen einige Leute dazu. Aber ich habe noch einen kleinen Beweis für meine Aussage. Schaut Euch einfach mal das Video an, ich hoffe, es klappt alles. Und bitte bis zum Ende durchhalten!


Lieben Fuß

le centre

Heute war ich nun mit William zu Besuch im "le centre de rehabilitation des handicapes d' Etoug Ebe", um mich der Leiterin Madame Helen vorzustellen und einige Dinge für mein Praktikum zu besprechen. Diese Einrichtung widmet sich ebenfalls Menschen mit jeglichem Handicap. Im Unterschied zu Promhandicam (Schule und Bildungseinrichtung) können dort die Menschen auch wohnen und leben. Unter ihnen sind ebenfalls Kinder und Jugendliche, die auf Grund eben jenem Handicap von ihren Familien verstoßen wurden und nunmehr als verwaist gelten. Eine sehr traurige Vorstellung und leider nicht selten passiert.

Ich habe mich auf Anhieb dort sehr wohl gefühlt und wurde herzlichst von Madame Helen begrüßt und aufgenommen. Sie spricht, wie einige in diesem Viertel, Französisch und Englisch (franco- et anglophone) und macht einen unheimlich ruhigen, liebevollen, gesetzten Eindruck, der zugegeben bei dieser Arbeit von großem Vorteil ist.
So werde ich ab Montag vorraussichtlich für einen Monat (mit Tendenz nach oben) mein Praktikum dort beginnen und mich vor allem den dortlebenden Kindern und Jugendlichen widmen. Nach ihren Aussagen werde ich sehr frei arbeiten, kreativ und abwechslungsreich den Alltag mit den Kinder gestalten können und hoffentlich auch werden.
Fondation Kana/ New Generation haben dort auch Patenschaften für einige Kinder übernommen und sorgen so für die vor allem finanzielle Grundlage der Kinder, die ihnen ohne elterliche Unterstützung gänzlich fehlt.
Ich bin jetzt schon sehr gespannt auf alles und freue mich auf diese Erfahrung.
Ich hoffe, es geht Euch auch allen gut und ich drücke Euch in Gedanken.

PS. 1 Danke auch für Eure Mails, mit denen Ihr mich über Euer Leben auf dem Laufenden haltet.
PS. 2 Yvonne und Miguel schickt doch bitte mal Eure Mail, habe sie nicht und würde gerne schreiben.
PS. 3 Besonders an Christine, Nicole und Susa derzeit viel Erfolg, denke an Euch und halte die Daumen.

Knutscher/ Kiss/ Bisou

Dienstag, 12. Oktober 2010

Warum ist die Banane krumm?

Für alle, die sich schon lange diese Frage stellen und bisher keine plausible Erklärung gefunden haben, kommt nun die Rettung und ich spiele mal Misses Schlaumeier:
Die Bananen entstehen aus den Blüten der Bananenpflanze. Am Anfang sind diese von großen Blättern bedeckt (weinrot). Im Dunkeln wachsen die jungen Bananen in Richtung Boden. Später fallen die Deckblätter aber auch die Blüte ab. Dann wachsen die Bananen wie alle Pflanzen in Richtung Sonne – also nach oben-  und müssen sich dabei stark krümmen. Durch den Richtungswechsel bekommen sie ihre krumme Form. Dass die Banane krumm ist, liegt also nicht daran, dass niemand in den Urwald zog und die Banane gerade bog, wie einem mancher Witzbold einem weismachen möchte.


Das sind übrigens die Bananen, die hier auf dem Gehöft wachsen und die sicher bald geerntet werden können. Ist schon witzig, da musste man früher soo lange anstehen und nun sind sie zum Greifen nahe.
Zeiten ändern sich.

Samstag, 9. Oktober 2010

Promhandicam ade

Gestern war es nun soweit, mein letzter Arbeitstag bei Promhandicam und gerne wollte ich mich doch noch von den Kindern und Lehrerinnen verabschieden. So habe ich am Vorabend das erste Mal hier Zitronenkuchen gebacken. Und das war wirklich witzig: zuerst der Einkauf und die Hoffnung, alles zu bekommen, dann das Backen selbst. Diesmal half ein großer Topf als Ersatz für einen Ofen und dort wurde dann der Kuchen in einer Backform gebacken. Dachte erst auch nicht, dass es klappt, aber mit Geduld wurden es dann 2 kleine und 1 großer Kuchen.

Den gab es dann für die Kinder in der Pause, zusammen mit einem Lolli, und für die Damen nach der Arbeit. Allen hat er geschmeckt und in Kürze war alles verputzt. In der Regel ist das ja das beste Zeichen, nicht wahr.
Dann plötzlich waren alle Kinder weg und ich habe die Mädels noch zu einem Bier und einen kleinen Beisamensein eingeladen. Davon könnt Ihr nun ein paar Bilder sehen.
Was macht man also, wenn man gemütlich noch ein Bierchen trinken will?
Man geht in eine kleine Holzbude mit Ausschank gleich neben Promhandicam und macht es sich zwischen den Kästen bequem.

Betrunken wird meist Bier, natürlich kamerunisches Bier wie zum Beispiel Mützig, Castel oder Amstel. Es gibt aber auch importiertes, aber schließlich ist man ja in Kamerun.
Dann wird eine CD eingelegt, die Lautstärke aufgedreht und plötzlich hat man eine kleine Abschiedsfeier. Entspannt sitzt beisammen, lacht und erzählt sich witzige Geschichten.
Gelästert und getuschelt wird natürlich auch immer ein bisschen. Aber wäre es nicht komisch, wenn es das nicht gäbe.
Alle haben sich dann noch einmal für meine Arbeit bedankt und meinten, gerne noch etwas mit mir arbeiten zu wollen und dass sie mir natürlich alles Gute wünschen.


Aber es wird sicher nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich mit diesen Damen zusammengesessen habe.
So verging die Zeit wiedermal sehr schnell und ich kann sagen, dass es ein gutes Praktikum war.
Am Montag werde ich dann noch einmal arbeiten bzw. mit der Sozialarbeiterin vor Ort noch ein paar Dinge besprechen und einige Notizen vervollständigen. Dann heißt es ein paar Tage Ruhe und Zeit zum Reflektieren (zusammen mit William) und dann geht es in das nächste Praktikum.
Freue mich schon drauf.

PS. Wegen der schönen Kleider von der Feier zuvor: leider habe ich nicht solch schönes Gewand. Es ist erstens sehr teuer und zweitens ein Stoff nur für diesen Anlass und nur für Lehrer. Aber hoffentlich werde ich irgendwann auch ein ähnliche schönes Kleid besitzen.

Freitag, 8. Oktober 2010

la fete de l'enseignant

Der 05. Oktober ist hier ein ganz besonderer Tag, zumindest für die Lehrer, den die werden an diesem Tag gefeiert und dass heißt... keine Schule, auch für mich nicht.
Stattdessen habe ich mich mit den lieben Damen auf dem Bild in einem Restaurant zum Essen getroffen. Alle von ihnen arbeiten für oder um Promhandicam und leisten in meinen Augen dort gute und wichtige Arbeit.
Bei leckerem Hähnchen haben wir uns dann in zweierlei Hinsicht köstlich amüsiert und viel gelacht. Mit einen Taxis ging es anschließend weiter und wer glaubt ein Auto sei mit 5 Leuten voll besetzt, möge es doch einmal mit 7 probieren, eine sehr lustige Angelegenheit und keineswegs unnormal hier in Yaounde. So trafen wir dann schon etwas angetüdelt bei Promhandicam ein, um noch ein weiteres Bier zu trinken und die anderen zu treffen. Und ich sage Euch eins, toll ist besonders diese Einfach- und Unbekümmertheit der Menschen hier. Wenn man tanzen möchte wird einfach die Musik in der Imbisshütte aufgedreht und der Bürgersteig zur Tanzfläche erklärt und plötzlich ist man frei. Das mag ich sehr und es beeindruckt und reißt mich immer wieder mit.
Nach dann weiteren 2 Bier waren alle ganz schön fröhlich und ich froh, sicher mit Kassimo (einem Freund von William) und seinem Taxi nach Hause zu kommen. Das war mein erstes Mal beschwipst sein in Yaounde und es wird mir sicher in guter Erinnerung bleiben

Das sind also die Mädels, mit denen ich bei Promhandicam zusammenarbeite und morgen meinen Abschied feiern werde, denn das erste Praktikum neigt sich nun doch schon dem Ende.

Mittwoch, 6. Oktober 2010

Ma Maison

Nun könnt Ihr endlich, dank Eriks Hilfe, sehen, wie ich hause.
In der Tat ist es ein sehr vornehmes und schönes Haus, welches mir genug, fast ein bisschen zu viel Platz bietet.
Das Haus hat also 2 Etagen, wovon ein Teil der oberen ich bezogen habe. In der unteren wohnt die Familie Fotso, derzeit bestehend aus:
Mama Nathalie, Papa Albert, Grand- Frere, Grand- Mere, Jephte, Jason Tagne, Dan, Nuemi und den Zwillingen Edwige und Nanou.
Grand- Frere wohnt aber in einer eigene Hütte auf dem Gehöft und Grand- Mere (Papas Mama) ist derzeit zu Besuch und mit 72 Jahren die Älteste und Weise hier im Haus. Die Zwillinge sind die Kinder von Papa Albert seiner Schwester, die vor ein paar Jahren verstorben ist. Beide studieren hier in Yaounde und ihr Papa arbeitet in Duala, der Hafenstadt Kameruns.
Die Häuser hier sind in den meisten Fällen ummauert und bieten so Schutz vor streunenden Tieren und unerwünschten Gästen. Aber kein Haus ähnelt dem anderen und auch an ihnen lässt sich der Stand der Familie ablesen. So erstrecken sich über die Wohnviertel Blech- Holz, oder Lehmhütten, angefangene und nicht zu Ende gebrachte Bauten und Häuser wie das meine. Auch in meiner Nachbarschaft zeigt sich diese, ich benenne es mal positiv, Vielfalt. Neben uns wohnt eine Familie in ganz anderen, armen Verhältnissen. Oft beobachte ich hinter meinem Fenster ihr Treiben und war anfänglich ein wenig von der Kluft, die sich zwischen zwei Häusern und Leben auftun kann, eingeschüchtert. Mittlerweile verstehe ich immer besser, wie schwer es doch ist, das eine zu habe und dem anderen zu entfliehen. Und die Nähe zu dieser Kluft macht es mir Tag für Tag deutlich.

Montag, 4. Oktober 2010

Die Damen des Hauses

Gestern haben sich die Damen des Hauses besonders chic gemacht, denn es ging auf die Nachfeier der Hochzeit einer Freundin. Die Damen des Hauses, das heißt Maman, Nuemi und Grand- Mere. Sehen sie nicht schön aus die drei.
Ich habe während dessen das Bett gehütet, hatte ich doch seit Freitag das erste Mal Bauchschmerzen. Natürlich war ich selbst Schuld.
Hatte trotz Abraten und aus Höflichkeit Salat gegessen und naja, das war nicht so gut, denn dann hatte ich den Salat.
Ich musste daraufhin die guten Kohle- Tabletten einnehmen, damit sich alles wieder beruhigt. Nach nun drei Tagen geht es wieder und ich habe mich ein für alle Mal vom Salat essen in Afrika verabschiedet. So nehme ich also jede Erfahrung hier mit, jede positive und auch negative und werde immer schlauer.

Mittwoch, 29. September 2010

Meine Beobachtungen


Jeden Morgen fahre ich mit den Kinder (Jephte, Jason und nun auch Dan) in die Schule und habe dabei viel Zeit alles genaustens zu beobachten und mir anzuschauen und eh bin ich viel mit dem Auto (mit William) unterwegs, da Yaounde einfach riesig ist und möchte Euch an ein paar Dingen teilhaben lassen.

Wenn ich also morgens mit Mama und den Kids das Haus verlasse, müssen wir ganz vorsichtig fahren, denn nicht alle, nein, viele Straßen sind nicht gepflastert und man fährt auf der puren roten Erde, die vom Regen oft tiefe Rillen aufweist. Dann sind bereits Massen von Menschen unterwegs, denn das Leben spielt sich auf der Straße ab. Ich sehe Kinder in ihren Uniformen (jede Schule hat ihre eigene) und alle wusseln zu ihrer Schule. Es wirkt etwas wie eine Armeisenarmee, die in Reih und Glied zum Armeisenhaufen marschiert. Die meisten haben einen Baguette in der Hand, das man an jeder Ecke bekommen kann (wahlweise mit Schoki, Bohnen, Ei oder Avocado).
Die anderen Leute sind mit einem Motorrad oder Taxi oder zu Fuß auf dem Weg zur Arbeit und so muss man eigentlich immer mit Stau rechnen, der durch Polizisten versucht wird einzudämmen. Andere sind mit Kanistern auf der Suche nach einer Wasserquelle, denn das Wasser wird hier immer wieder abgestellt und gehört nicht gerade zu den verlässlichen, aber dringend notwendigen Dingen. Meine Familie hat deshalb einen 1000 Liter Kanister am Haus, der sobald es Wasser gibt, aufgefüllt wird.
Ich sehe also alles und jedermann in Bewegung, vor seinem Laden, Stand oder einfach in Bewegung. Ich fahre an vielen Menschen vorbei, die einfach nur da sind und hoffen, das der Tag ein gutes Geschäft bringt. So treffen Bewegung und Stillstand sich unvermeidlich.
Man sieht sehr viel Armut und muss nicht erst danach suchen. Die bekanntliche Kluft zwischen Arm und Reich findet und sieht man überall und das versetzt einem manchmal einen Kloß im Hals. So suchen Menschen im Müll der anderen, der hier oft auf der Erde landet und sich dort sammelt, nach etwas Nahhaften.
Jeder versucht hier, das Beste aus seiner Situation zu machen, doch manchmal ist man machtlos. Oft höre ich, dass sehr gut ausgebildete junge, aber auch alte Menschen einfach keine Arbeit finden, weil es keine gibt und sich dann mit Nebenjobs oder als Händler über Wasser halten. So sehe ich Tag für Tag Menschen alles mögliche an Dingen, die man in Deutschland in Läden käuflich erwerben kann, auf dem Kopf tragend anbieten. Sie laufen ihre Route Tag ein, Tag aus und versuchen, zu etwas Geld zu kommen.
Das Leben hier ist soviel anders und manchmal nicht in Worte zu fassen.
Ich werde versuchen, meine Geschicklichkeiten bezüglich einer Photodiashow und dem Posten von Filmen auszubauen, um meine Beobachtungen auch für Euch sichtbar zu machen.
Ich hoffe, Ihr bekommt trotzdem langsam einen Eindruck von meinem Leben hier.

Eure Steffi/ Stoffi/ Sella/ Gwen

Ein wenig von den Schattenseiten meiner Reise

Da Ihr euch sicher vorstellen könnt, dass nicht alles immer rosig läuft, möchte ich Euch heute ein wenig von den Schattenseiten erzählen. Nicht weil der Tag heute so schlimm war, sondern weil ich Euch nichts vorenthalten möchte und auch das zu meiner Reise gehört.




Eigentlich ist es wirklich nicht meine Art zu jammern, und dass möchte ich hiermit auch nicht, aber es gibt tatsächlich Momente, in denen das Leben hier für mich etwas schwer ist.
Der Grund dafür bin tatsächlich ich und ich, wie ich bin. Mit meinem anderen Aussehen falle ich nicht nur überall auf, sondern werde eher überall gesehen, habe nie wirklich die Chance, unterzutauchen und einfach alles im Stillen zu beobachten, was ich doch gerne täte. Sicher ist das eine Sache, an die man sich gewöhnen kann und an die ich mich noch gewöhnen werde. Aber stets im Mittelpunkt zu stehen ist schon manchmal ein einengendes Gefühl. So habe ich leider auch schon erfahren, das ich doch immer etwas mehr bezahle als all die anderen, was ich keinem so wirklich verübeln möchte, bin ich doch in der Tat in einem Land, wo sehr viel Armut herrscht und komme aus einem, wo so vieles so anders ist.
Mein schlimmstes Erlebnis dieser Art war am letzten Sonntag, als ich auf dem Weg zum College (im Taxi) im Stau von 2 Jungen betätschelt wurde und die trotz barscher Ansage, viel Spaß daran empfanden und weitermachten, selbst dem Auto nachliefen. Ich hingegen musste mit den Tränen kämpfen, wollte stark sein und darüber stehen, aber es war nicht leicht. Zur Krönung dieser Erfahrung hat dann ein Polizist bei einer Kontrolle direkt danach, mich anfangs nicht passieren lassen sondern stattdessen mit mir, meiner Aufenthaltsgenehmigung und meinem Internationalen Führerschein diskutieren wollen. Gottseidank haben sich dann die anderen Insassen eingemischt und bestätigt, dass es gar keinen Anlass zur Diskusion gäbe.
Mich machen solche Momente wütend, nicht wirklich weil ich betroffen bin, sondern weil ich so schlecht mit Diskriminierung umgehen kann und so etwas so schwer verstehe.
Nach solchen Momenten, muss ich mir dann eingestehen, dass ich es etwas unterschätzt habe, alleine, als Weiße, in ein nicht so stark von Tourismus geprägtes Land zu reisen. Ich habe zwar viel darüber im Vorhinein nachgedacht, aber wie will man etwas greifen, dass man noch nie gefühlt oder gespürt hat...
Ich bin sicher, dass ich mich daran gewöhnen werde, aber das fällt mir momentan noch in einigen Momenten schwer.
Dann denke ich aber an all die Menschen, die mich hier mit offenen Armen empfangen haben und so lieb zu mir sind. Das hilft mir sehr und auch das gehört wohl zu meiner Reise.

PS. Wenn dieses Sternenbild am Himmel zu sehen ist, leutet es das Ende der Fastenzeit (Ramadan) ein. Es war hier so wunderschön zu sehen und alle Muslime haben gefeiert und gemampft.

Montag, 27. September 2010

Weiße Frauen bringens

Habe heute nun das erste Mal Basketball in Yaounde gespielt, beim College, in einer halb offenen Turnhalle.
Ich war ganz schön aufgeregt und wollte es nicht vermasseln, da klar war, dass ich die einzige Frau und die einzige nicht Afrikanerin sein werde und so war es auch. Aber die Sorge war völlig unnötig. Alle waren sehr überrascht und habe offensichtlich gerne mit mir gespielt. Es wurde zwar etwas anders gespielt: 3 vs 3, bis 5 und dann das nächste Spiel, aber das ist ja das geringste Problem.
Auf jeden Fall hatten wir ein paar schöne Spiele und ich habe bei gefühlten 35°C ganz schön geschwitzt.

Sonntag, 26. September 2010

Steffi bei PROMHANDICAM

Hier seht Ihr mich nun bei meiner täglichen Arbeit in der Klasse "les anges" (die Engel).
Wir, das heißt Madame Rosette und ich, üben gerade die geometrischen Formen:
le carre      das Quadrat
le rond       der Kreis
le triangle   das Dreieck

Die Kinder lernen, die einzelnen Formen zu zeichnen und von einander zu unterscheiden.
Einige der Kinder brauchen bei dem darauf folgendem Ausmalen ein wenig Unterstützung.
Ausgemalt wird in den Farben Kameruns:
Grün
Rot
Gelb

Donnerstag, 23. September 2010

Postadresse für viele Geschenke :-)

Da einige von Euch mich bereits nach einer Adresse gefragt habe, habe ich mal nachgeharkt und:
Wer etwas schicken  möchte (einen Brief oder eine Karte) und das Zeit hat, schicke es bitte an folgende Adresse:

Mein Name, Vorname
c/o MBAGUE
BP 4717
Yaounde/ Cameroon

Aber ich kann nicht sagen, wie lange es dauern wird.

Für diejenigen, bei denen es eilt oder die es bald schicken möchten, hätte ich wahrscheinlich die Möglichkeit, etwas  von Maria mitbringen zu lassen. Maria kommt aus München und wird ab dem 25. Oktober für 2 Monate hier arbeiten. Habe jetzt eine Telefonnummer, unter der man sie erreichen kann und eine Adresse ... Würde sie Euch dann geben. Aber seht das nun bitte nicht als Aufforderung, wie gesagt, hatten nur einige schon nachgefragt.

Kuss

Mittwoch, 22. September 2010

Traditionelle Küche

Am Wochenende habe ich mal wieder mit der Familie gekocht und auch ein paar Bilder davon geschossen. Hier nun ein kleiner Eindruck:


Ein Essen schmeckt nicht ohne Gewürze und eine gute Frau kann auch gut kochen, so sagt man hier in Kamerun.
Zu den Gewürzen gehören vor allen Ingwer und Knoblauch und zweiteres erfüllt sich, indem die Mädchen schon früh beim Kochen helfen.
Neben mir sitzt Nanou, eine der Zwillinge des Hauses, mit der ich viel über unsere sprachlichen Missverständnisse lachen kann.



Mama Nathalie traditionell an der Feuerstelle des Hause.
Sie bereitet gerade Grieß zu, der sehr lange in der Herstellung benötigt. Aber dazu möchte Mama Nathalie gesondert eine Photoreihe erstellen, damit wir, die den Grieß meist nur noch zum Kochen kaufen, mal sehen, was eigentlich dahinter steckt.
Und der Grieß dauert nicht nur lange, sondern ist auch verdammt heiß und anstrengend zu zubereiten.
Den Grieß ist man hier sehr oft und zu vielerlei Soßen.

Zum Beispiel zu Wirsing (ganz viele Kräuter und jeder Menge Knoblauch und Ingwer dazu) mit geräuchertem Fisch.
Hier seht Ihr nun die Zwillinge komplett: Nanou/ Christel und Bibi/ Edwige.
Ich schreibe zwei Namen, weil meist jeder hier eher bei einem Spitznamen genannt wird und selten beim richtigen, obwohl man bei mindestens 2 Vornamen schon wählen könnte.