Montag, 15. November 2010

Nun wurde es doch kein Afro

Lange habe ich mir Zeit gelassen, gegrübelt, geschaut und doch wieder verworfen. Aber am Samstag haben wir, dass heißt Maria, Nanou, Bibi und ich bei einem Gläschen Wein und guter Musik meine Haare geflochten. In Windeseile, in 3 Stunden fertig.

Und angenehm weht mir nun der Wind durchs Haar, spürbar an jeder noch so kleinen Stelle meines zugegeben eher klein ausfallenden Kopfes.
But... I am not my hair...


Wie mag ich diesen Platz. Habe ich mich doch immer
in jeder meiner schönen Wohnungen nach einem Balkon gesehnt. Und nun habe ich eine ganze Terasse, in Afrika. Wie witzig einen das Leben doch manchmal mitspielt.
Jeden Abend sitze ich nun dort, komme etwas zur Ruhe und lasse meine Gedanken kreisen, kreisen, kreisen.

Es geht mir gut und das möchte ich Euch sagen

Wie weit reicht deine Phantasie?

Bist du je in einen Taxi gefahren und brauchtest einen Regenschirm, um dich vor dem eindringenden Regen zu schützen? Nein? Wir schon. Denn wenn es in der Saison de pluie (Regen) in Yaounde regnet, regnet es richtig. Sturzbäche, Wasserströme auf den Straßen, kein Flicken hält mehr dicht.
Alles scheint hier möglich, auf dem Weg zu einer Geburtstagsfeier.
Zu sehen von links:
Stephane- Mitglied/ Animateur der Fondation Kana
Steffi- immigrierte Kamerunerin
Anita- das Geburtstagskind und Schwester von Stephane
Maria- der Schlaumeier

Die Zeit verrinnt

Ach wüsste ich doch, wo ich am besten anfangen sollte, Euch über meine letzten Wochen zu berichten.
Ein jeder Tag war für mich wie in einer Achterbahn.
Alles zieht in Windeseile an einem vorbei. Kein Moment bleibt, um alles wirklich greifen zu können. Jedes Gefühl wird im Nun von einen neuen abgelöst. Und am Ende bleiben nur kleine Hinterlassenschaften dieser Gefühle, die sich durch ihre Vielzahl nicht mehr in ihrer Intensität nachvollziehen lassen, aber einen Eindruck erschaffen. So war fast ein jeder Tag ähnlich einer Berg- und Talfahrt, die manchmal im Tal, manchmal am Gipfel begann.
Hier ein kleiner Ausschnitt von meinen Gefühlen, die sich viel besser fühlen als beschreiben lassen.
Ich bin so glücklich... weil ich hier sein darf.
Ich bin so gerührt... wenn mich die Kinder im Centre mit einem herzraubenden Lächeln begrüßen.
Ich bin so irritiert... von dieser anderen Welt, der meinigen, die ich immer noch nicht greifen kann..
Ich bin so sehnsüchtig... wenn ich an eine, meine Familie und Freunde denke.
Ich bin so hilflos... wenn ich die Armut erblicke.
Ich bin so ratlos... wenn man mich um Ratschläge bittet.
Ich bin so sprachlos... wenn ich diese wunderschönen warmen Farben sehe.
Ich bin so müde... wenn der Tag mir nur 24 Stunden schenkt.
Ich bin so traurig... wenn die Realität sich nicht mehr beschönigen lässt.
Ich bin so eingeengt... wenn man in mir die Rettung sieht.
Ich bin so dankbar... für jede kleine Geste, jedes Lächeln, jedes Winken.
Ich bin so erschrocken... wenn ich wieder einmal mehr Aufmerksamkeit bekomme, als mir zusteht.
Ich bin so neugierig... und finde keine Fragen und Antworten.
Ich bin so vorsichtig... wenn ich etwas nicht kenne.
Ich bin so Gedankenverhangen... ohne zu denken.
Ich bin so fröhlich... diese Menschen hier gefunden zu haben.
Ich bin so lebendig.

Ich habe Euch lieb

Freitag, 5. November 2010

In weiter Ferne

Es gibt manchmal diese Momente, Momente in denen ich jeden einzelnen Kilometer, der zwischen Euch und mir liegt, spüre und wünschte, ich könnte in Windeseile für einen klitze kleinen Moment Euch sehen, bei Euch sein. Und so ein Moment ist gerade. Ich sehe Bilder von all den tollen Menschen vor mir, die dort in weiter Ferne auf mich warten und auch hin und wieder an mich denken müssen.
Ich vermisse Euch, auch wenn ich gerade einen Traum war werden lasse und denke viel öfter an Euch, als man schreiben mag. Was sind schon Worte.
Ich freue mich manchmal schon jetzt auf Eure lieben Gesichter, Eure Stimmen und Nähe. Aber ein wenig werden wir uns alle noch gedulden müssen. Bis dahin wird es wohl noch einige dieser Momente geben.
Hab Euch lieb

PS. Ihr Drei dort auf dem Photo: ich bin in Gedanken bei und lache mit Euch. Habt ein tolles Wochenende.
PS. Miguel, meine großer Schatz, Tante ZZt vermisst Dich ganz doll.
PS. Gitti, ich schreibe Dir ganz ganz bald, versprochen.

Donnerstag, 4. November 2010

Zwei deutsche Jungrfrauen in Yaounde

Das ist nun Maria, meine neue Mitbewohnerin und Verstärkung aus Deutschland und zugegeben auch ein wenig der Grund für meine Vernachlässigung (neben dem unbeständigen Internet zur Zeit).
Maria ist Studentin der Anthropologie an der Uni München. Sie ist gerade dabei, Material für ihre Dissertation zum Thema "der Hype um Braingain"  zu sammeln. Dafür beobachtet sie nun die Mitglieder von Fondation Kana und weitere Organisation, um greifen zu können, wie Migranten sich in ihren Herkunftsländern engagieren. Wie ich finde, ein sehr spannendes Thema.
Und so kam es, dass wir nun fast jeden Abend gemeinsam auf der Terrasse gesessen und bis in die Nacht geschnattert haben. Auch die Arbeit hier hat nun wirklich begonnen und das Projekt "soleil a l'ecole" (Sensibilisierung von Schüler für erneuerbare Energien und ein stärkeres Umweltbewußtsein) ist gestartet. So fahre ich nun nach dem Praktikum ins Büro, arbeitet noch mit Maria und den anderen und dann geht es meist erst gegen um 8/9 nach Hause. Aber neben der ganzen Arbeit genießen wir beide gerade auch, noch etwas am Abend reden zu können, reden über die Eindrücke des Tages, was wir noch alles erleben, sehen und wissen möchten und reden über die gemeinen Afrikaner (Hallo Susa).
Maria ist nun einenhalb Wochen da und es verblüfft uns beide, wie schnell wir uns an einander gewöhnt haben und wie ähnlich wir uns sind. Als auch im Sternzeichen Jungfrau Geborene hat die Chemie zwischen Maria und mir gleich gestimmt. So haben wir schon viel lachen aber auch diskutieren können und in Windeseile ist die Zeit vergangen.

Seid mir also nicht böse, aber auch der afrikanische Tag hat nur 24 Stunden.